Warum ist das Liegen der Milchkuh so wichtig für ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit? Die Liegeposition bringt für Kühe zwei wichtige Vorteile mit sich: Zum einen wird das Euter am meisten durchblutet – zum anderen erfolgt auch das Wiederkauen hauptsächlich im Liegen. Nicht umsonst heißt es also: „Die Milch wird im Liegen produziert“. In Milchviehställen gibt es zwei vorherrschende Liegeboxen‐Systeme: Hochbox und Tiefbox. 

Unabhängig vom System sollten neben dem Komfort wesentliche Punkte wie Hygiene und Pflegeaufwand beachtet werden. Wir sehen uns die wichtigsten Punkte jedes Liegesystems an und gehen dabei auch auf Unterschiede zwischen Hochbox und Tiefbox ein.

Kühe wollen weich liegen

Natürlich muss der Untergrund komfortabel sein – denn erwiesen ist, dass Kühe weiche gegenüber härteren Liegeflächen bevorzugen. Neben dem richtigen Untergrund ist ausreichend Platz in der Liegebox für ein natürliches Liegeverhalten entscheidend. 

Es gibt aber noch zwei weitere Faktoren, die die Attraktivität von Liegeboxen beeinflussen:

  • Die Nähe zum Futtertisch 
  • Die Licht‐ und Luftzufuhr, die möglicherweise nicht im gesamten Stall konstant ist.

Auf diese beiden Kriterien hat der/die Landwirt:in meist keinen Einfluss. Umso wichtiger ist es, möglichst in allen Liegeboxen im Stall den gleichen Komfort hinsichtlich Weichheit und Platzangebot zu bieten.

Hoher Komfort für Tiefboxen

Sowohl mit Hochboxen als auch mit Tiefboxen lassen sich ausreichend Weichheit und konstanter Komfort erreichen. Gut gepflegte Tiefboxen haben eine dicke, ebene Matratze aus organischem Material und werden von Kühen gerne angenommen, ja sogar gegenüber anderen Liegesystemen bevorzugt. Jedoch führen schlecht gepflegte Tiefboxen sehr schnell zu sinkenden Liegezeiten. Zu wenig Einstreu in Kombination mit vermehrter Feuchtigkeit sowie eine nicht durchgängige Matratze begünstigen zudem Läsionen an den Karpalgelenken. Dies schadet der Gesundheit des Tieres. Beim System Tiefbox ist also der Pflegezustand das entscheidende Kriterium für Weichheit und Tierkomfort.

Verschlechtert sich der Pflegezustand von Tiefboxen, werden sie weniger gern angenommen und die Boxenbelegung nimmt ab. Quelle: Reiter, K., Freiberger, F., Abriel, M.
Verschlechtert sich der Pflegezustand von Tiefboxen, beeinflusst dies das Liegeverhalten der Kühe. Die Liegezeiten nehmen ab. Quelle: Reiter, K., Freiberger, F., Abriel, M.

Hoher Komfort für Hochboxen

Anders bei Hochboxen: sind diese mit Komfortmatten ausgestattet, die den Weichheitsanforderungen von Milchkühen entsprechen, ist der Liegekomfort nicht abhängig vom Pflegezustand. Häufig findet man in Ställen jedoch Hochboxen vor, die mit zu harten Liegebelägen ausgestattet sind und noch dazu kaum oder gar nicht eingestreut werden. 

Diese Kombination kann zu Läsionen an den Sprunggelenken führen. Umso wichtiger ist es, Hochboxen mit elastischen Liegematratzen auszustatten. Um den Ansprüchen hinsichtlich Tierwohl gerecht zu werden, haben moderne Liegematten daher spezielle Unterseitenprofile (z. B. wabenförmige Struktur oder Lamellen aus Gummi), die Weichheit generieren. Durch teilweise mehrschichtigen Aufbau wird dies zusätzlich unterstützt (z. B. Kombination aus Gummi und Schaumstoff). Dadurch erreichen solche Komfortmatten Stärken von über 6 cm. Auch solch weiche Liegematten werden mit einer dünnen Schicht Einstreu bedeckt.

Ausreichend Platz in der Hoch- oder Tiefbox fördert die Sauberkeit

Konventionelle Hochboxen wurden bisher tendenziell zu kurz gebaut. Die Kühe nehmen diese zwar an, versuchen allerdings, die fehlende Liegelänge auszugleichen und liegen entweder schräg oder zu weit hinten, wodurch ihr Schwanz häufig bis in den Laufgang hängt. Diese ungünstigen Liegepositionen sorgen dafür, dass sowohl Tier als auch die Liegebox stärker verschmutzen. Durch ein ausreichendes Platzangebot und eine sanfte, gut angepasste Tiersteuerung gelingt es, die Sauberkeit der Liegefläche zu erhöhen.

Bei einer Tiefbox ist die Größe der Liegelänge noch entscheidender, damit die Box angenommen wird. Dies liegt an der meist starren und hohen Begrenzung am vorderen und hinteren Rand, welche für die Funktionalität der organischen Matratze notwendig ist. Deshalb werden Tiefboxen grundsätzlich mindestens 10 cm länger gebaut als herkömmliche Hochboxen

Regelmäßige Boxenpflege sorgt für mehr Hygiene

Unabhängig vom Boxensystem soll die Liegefläche durchgängig mit trockener, saugfähiger Einstreu bedeckt sein. Das hat zwei wesentliche Gründe: zum einen wird der Keimdruck in der Liegebox reduziert, was wesentlich zur Eutergesundheit beiträgt. Außerdem beugt eine trockene Oberfläche die Entstehung von Hautreizungen an den Gelenken vor. Liegeschäden an den Gelenken können so weitgehend vermieden werden. Aus diesen Gründen ist es notwendig, die Boxenpflege gut in den täglichen Arbeitsablauf zu integrieren. Denn je schneller und leichter diese von der Hand geht, umso besser. Der Aufwand für das Liegeboxenmanagement unterscheidet sich bei Hochboxen und Tiefboxen wesentlich

Liegeboxenmanagement für Tiefboxen

Wie bereits thematisiert, steht und fällt eine gute Tiefbox mit einer durchgängigen, ebenen und stabilen Matratze (z.B. Stroh-Mist-Matratze, Kalk-Stroh-Matratze). Eine solche muss von Beginn an mit viel Knowhow und Sorgfalt aufgebaut und weiter gepflegt werden. Die hohe Einstreumenge, die zum Erhalt der Tiefbox notwendig ist, muss bereits bei der Planung mit einkalkuliert sein.

Da der Arbeitsaufwand für das Liegesystem der Tiefbox sehr hoch ist, sollte bereits im Vornhinein klar sein, ob ausreichend Arbeitskapazität für Tiefboxen am eigenen Betrieb vorhanden ist. Nur unter dieser Voraussetzung kann die Tiefbox funktionieren. Andernfalls überwiegen die bereits aufgeführten Nachteile, die mit schlechter Tiefboxenpflege einhergehen, insbesondere sinkende Liegezeiten und schlechte Hygiene.

Liegeboxenmanagement für Hochboxen

Auch weiche Hochboxenbeläge müssen mit einer Schicht Einstreu bedeckt sein. Nicht nur, weil die Kühe die Boxen dann lieber nutzen, sondern vor allem, um Feuchtigkeit zu binden. Einstreu mit guter Saugfähigkeit fördert eine saubere, trockene Oberfläche und reduziert dadurch den Keimdruck. Auch die Hygiene des Einstreumaterials an sich sollte nicht außer Acht gelassen werden: Ein Befall mit euterschädlichen Schimmel- oder Pilzsporen kommt des Öfteren vor. Dann kann auch die sorgfältigste Liegeboxenpflege keine Abhilfe schaffen.

Einstreutipp für Hochboxen: Strohmehl in gepressten und verpackten Einstreuballen eignet sich sehr gut als Einstreu für Hochboxen. In den meisten Fällen und je nach Hersteller ist dieses Material mehrfach entstaubt, entkeimt und gereinigt. Das einfache Handling und die gleichbleibende Qualität liefern deutliche Vorteile im Vergleich zu selbst hergestellter Einstreu. Auf den meisten Betrieben relativiert sich der höhere Einkaufspreis deshalb relativ schnell.

Fazit: Management unterscheidet sich stark zwischen Liegeboxensystemen

Liegeboxen müssen hinsichtlich Weichheit, Platzangebot, Sauberkeit und Hygiene den Ansprüchen der Kühe gerecht werden. Unabhängig vom Boxensystem (Hochbox oder Tiefbox) muss das Management passen, um diesen Eigenschaften gerecht zu werden. Bei Tiefboxen sind die Ansprüche ans Liegeboxenmanagement allerdings wesentlich höher. Hochboxen dagegen verzeihen auch kurze Perioden unzureichender Boxenpflege: Im Gegensatz zur Tiefbox bieten die Liegematten trotzdem konstante Weichheit und die Einbußen hinsichtlich Hygiene sind geringer als bei schlecht gepflegten Tiefboxen. Die Wahl des Boxensystems muss daher gut durchdacht werden – neben dem Wunsch nach möglichst hohem Tierkomfort ist es besonders wichtig, die individuelle Arbeitssituation am Betrieb richtig einzuschätzen.

Quelle: Dr. Heidig, Dr. Geidel, 2015

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