Die Milchleistung ist einer der wichtigsten Faktoren für die Wirtschaftlichkeit in der Viehhaltung. Um jeden Preis sollte man diese aber nicht steigern, denn das wirkt sich nicht nur auf die Tiergesundheit aus ­– auch die Rentabilität des Betriebes kann darunter leiden. Vielmehr ist es wichtig, das Augenmerk stets auf nachhaltige Faktoren zu richten, wie etwa die Langlebigkeit und Produktivität jeder einzelnen Kuh. Dadurch wird es möglich, die Milchviehhaltung langfristig auf ein stabiles Fundament zu stellen. Studien belegen einen direkten Zusammenhang zwischen Tiergesundheit, Wohlbefinden und der individuellen Milchleistung einer Kuh. Doch an welchen Stellschrauben kann man drehen, um die Milchleistung schonend zu steigern? Wir sehen uns fünf der wichtigsten Parameter genauer an.    

Viel Bewegung verbessert den Stoffwechsel

Fressen, saufen, laufen, liegen und wiederkäuen sind die wesentlichen Bedürfnisse, die den Tagesablauf einer Kuh bestimmen1). Eine Einschränkung dieser natürlichen Aktivitäten wirkt sich negativ auf den Stoffwechsel und damit auf die Leistung aus.

Ein funktionierender Laufstall setzt voraus, dass die Kühe essentielle Funktionsbereiche wie den Futtertisch, die Tränke oder den Liegebereich selbstständig aufsuchen. Umso wichtiger ist es, dass sich die Tiere zwanglos und uneingeschränkt bewegen können. Das kann nur gelingen, wenn die Milchkühe aktiv und bewegungsfreudig sind. 

Kühe auf Gummi wechseln früher in eine positive Energiebilanz. Das deutet darauf hin, dass Kühe auf Gummi häufiger zum Fressen gehen. Quelle: Werny, 2014

Aktivität und Futteraufnahme hängen zusammen

Der Schlüssel zu mehr Bewegung ist ein artgerechter, weicher Boden: Milchkühe bewegen sich auf einem weideähnlichen Stallboden deutlich mehr als auf hartem Betonboden. Aktive Kühe sind produktiver und gesünder, sie zögern nicht, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuführen. Dazu gehört unter anderem eine wiederkäuergerechte Futteraufnahme.

Rinder decken ihren Futterbedarf naturgemäß über häufige, kurze Fressperioden, bei denen sie über den Tag verteilt in regelmäßigen Abständen kleinere Mengen fressen. Dies schont das Verdauungssystem und trägt zu einem ausgeglichenen pH‐Wert im Pansen bei. 

Werden Kühe auf weichen Gummimatten gehalten, sind sie deutlich mehr in Bewegung und gehen daher häufiger zum Fressen 4). So kann das natürliche Verhalten des Rindes unterstützt und ein gesunder Stoffwechsel gefördert werden. Eine wiederkäuergerechte Futteraufnahme ist letztlich eine der wichtigsten Grundlagen für eine stabile Milchleistung.

Um pH-Schwankungen im Pansen gering zu halten, sollten Wiederkäuer ihr Futter möglichst häufig in kleineren Rationen aufnehmen. Auf komfortablen Laufflächen bewegen sich Kühe sicher und schmerzfrei. Daher gehen sie häufiger zum Fressen. Quelle: Partes, 2004
Dass Kühe auf Gummi pro Tag weitere Strecken zurücklegen, wurde bereits mehrfach bestätigt. Aktivere Tiere sind produktiver und gesünder, weil sie nicht herumstehen und zögern, essentielle Verhaltensweisen auszuführen. Quelle: Platz et al., 2007

Hygienische Liegeflächen sorgen für gesunde Euter

Natürlich ist nicht ausschließlich die Bewegung wichtig für einen funktionierenden Stoffwechsel. Etwa 12 Stunden am Tag sollten Kühe in der Liegebox ruhen: hier wird das Euter am besten durchblutet, der Pansen ist am aktivsten und das Wiederkäuen wird angeregt. Im Liegen produziert die Kuh also den Großteil ihrer Milch. Um die Liegezeit auf die gewünschte Dauer zu erhöhen, ist nicht nur ein komfortabler Untergrund, sondern vor allem das richtige Platzangebot entscheidend.

Haben Ihre Kühe genug Raum um gerade zu liegen und artgemäß aufzustehen, werden die Tiere nicht nur länger liegen – sie verschmutzen auch die Boxen weniger. Kot auf der Liegefläche schadet der Eutergesundheit. Eine möglichst gute Grundsauberkeit des Liegebereiches schafft daher eine ideale Basis für eine gute Eutergesundheit und eine konstante Milchleistung. Hygienische, entkeimte Einstreu mit guter Saugfähigkeit fördert eine saubere, trockene Oberfläche und reduziert den Erregerdruck zusätzlich.

Weicher Untergrund beugt Lahmheit vor

Leiden Kühe an Klauenkrankheiten und Lahmheit, droht hoher Milchverlust 6).  Das ist nicht verwunderlich, sinkt doch die Futteraufnahme der Kuh enorm mit steigendem Lahmheitsgrad 7). Mit Gummimatten in den Laufgängen können mechanisch‐traumatische Klauenschäden deutlich reduziert werden 3) – dies trägt wesentlich zum Erhalt gesunder Klauen bei. Der einfache Grund: die weichen, elastischen Matten liefern der Kuh ähnliche Bedingungen wie der Weideboden, dadurch können sich die Tiere anatomisch korrekt und artgerecht fortbewegen.

Einfache Signale lassen erkennen, ob sich Kühe naturgemäß fortbewegen können. Ist der Stallboden zu hart oder zu rutschig, kann man häufig ein „schleichendes“ Gangbild beobachten. Die Kühe machen dann kurze, langsame Schritte, halten den Kopf tief und treten mit den Hinterbeinen nicht deutlich unter den Schwerpunkt auf. Auf weideähnlichen Böden dagegen machen Kühe lange Schritte (ca. 80 cm), schreiten mit hoch erhobenem Kopf, geradem Rücken und wiegendem Gang.

Die richtige Fütterung begünstigt Milchleistung

Neben den Bedingungen im Stall hat auch das richtige Futter großen Einfluss auf die Milchleistung. Ein engagierter Einsatz für ein hochwertiges Grundfutter lohnt sich gleich doppelt: Je mehr Milch aus dem Grundfutter erzeugt werden kann, umso gesünder ist dies für die Kuh und umso wirtschaftlicher für den Landwirt. Schafft man eine möglichst konstante Zusammensetzung der Grundfutterration und kombiniert diese mit kuhindividuellen Kraftfuttergaben, begünstigt dies eine schonende Steigerung der Milchleistung. 

Neben der regelmäßigen Anpassung der gefütterten Ration – spätestens aber beim Wechsel von Futterkomponenten – ist die Kontrolle der tatsächlich gefressenen Ration wichtig. Die Inhaltsstoffe der Tankmilch liefern einen guten und regelmäßigen Status‐Quo über die Versorgung der Herde. Zum Start in die Laktation ist es unumgänglich, die betroffenen Einzeltiere zu beobachten und deren Milchinhaltsstoffe in kürzeren Abständen zu kontrollieren. Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Stoffwechselschieflagen sowie einen möglichst effizienten Kraftfuttereinsatz.

Fazit: Wiederkäuergerechtes Futter und artgemäße Haltung sorgen für eine langfristig gesunde Steigerung der Milchleistung

Der Blick auf die vielen, teilweise kleinen Stellschrauben macht klar: Ein alleiniges Mittel der Wahl, mit dem man die Milchleistung steigern kann, gibt es nicht. Betrachtet man das gesamte „System Milchkuh“, müssen einige Faktoren wie Zahnräder ineinandergreifen, damit die Tiere gesund und leistungsfähig bleiben. Neben einer optimalen Fütterung und einem guten Boxenmanagement gibt es ein wichtiges Rädchen, das dabei häufig übersehen wird: Den artgerechten Stallboden. Denn nur wenn die Kuh sich gerne bewegt, kann sie im Laufstall ihr volles Leistungspotential entfalten.

Artgerechte, weiche Laufflächen fördern nicht nur die Klauengesundheit, sondern sorgen auch dafür, dass die Kühe sich gerne, zügig und schmerzfrei fortbewegen. So können sie ihre essentiellen Verhaltensweisen im Tagesablauf ohne Zögern ausführen. Besonders in der sensiblen Phase zum Start der Laktation ist eine optimale Rundum-Versorgung entscheidend. Dies trägt wesentlich zu einem intakten Stoffwechsel und damit langfristig zur Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit der Milchkuh bei.

1) Brandes, C. (1999): Das ABC des Kuhkomfort. Broschüre des Innovationsteams Christine Brandes; zu beziehen unter www.InnovationsTeam.com (Masterarbeit R. H., Broschüre nicht mehr abrufbar)

2) Platz et al. (2007): What Happens with Cow Behavior When Replacing Concrete Slatted Floor by Rubber Coating: A Case Study, J. Dairy Sci. 91:999–1004

3) Benz, B. (2002): Elastische Beläge für Betonspaltenböden in Liegeboxenlaufställen, Dissertation Universität Hohenheim

4) Partes, N. (2004): Einfluss von elastischen Laufflächen auf das Verhalten und die hygienischen Bedingungen bei Milchkühen, Diplomarbeit Fachhochschule Weihenstephan‐Triesdorf

5) Dolecheck K. & Bewley J. (2018): Animal board invited review: Dairy cow lameness expenditures, losses and total cost, Animal (2018), 12:7, pp 1462–1474

6) Juarez et al. (2003): Impact of lameness on behavior and productivity, Applied Animal Behaviour Science 83 (2003) 1–14

7) P. H. Robinson (2019): Information aus persönlichem Schriftwechsel

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